Historie [P]

Kurze geschichtliche Einführung:
Während der unruhigen Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges befand sich das neutrale Salzburg zwischen den verfeindeten Parteien, dem Herzogtum Bayern (verbündet mit Frankreich) im Westen und den österreichischen Erblanden Kaiser Leopolds I. im Osten. Zudem bestand seit 1699, nach dem Frieden von Karlowitz mit dem Osmanischen Reich, noch die Forderung von Kaiser Leopold I. an das Fürsterzbistum Salzburg, 1500 Soldaten an das „Heilige Römische Reich“ abzustellen.
Der Mangel an geeigneten militärischen Führungskräften, führte 1701 zur Gründung des Ruperti Ritterordens. Um dieser Situation Rechnung zu tragen und zum Andenken an den heiligen Rupert, den Gründer des Erzstiftes Salzburg, stiftete 1701 Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein, Fürsterzbischof und so weltlicher Landesherr des Fürsterzbistums Salzburgs, den „ORDO EQUESTRIS SANCTI RUPERTI“, den „Ruperti Ritterorden“ nicht als Verdienstorden, sondern als
militärischen Ritterorden für junge Salzburger Adelige, um sie frühzeitig dem Studium und dem Militärwesen zuzuführen. Der Orden bestand aus den „Exspektanten“, die im Virgilianum (Collegium Virgilianum in Salzburg, von 1702 bis 1803) neben dem Erzbischöflichen Priesterseminar in den schönen Künsten, wie es damals hieß, ausgebildet wurden. Es wurde den „Exspektanten „Ordensanwärter“ unter anderem Sprachen und das Zeichnen gelehrt und sie wurden zudem in den höfischen Regularien, im Tanz und im höfischen Benimm unterwiesen. Im Schloss Emsburg in der Hellbrunner Allee, die auch die Ritterakademie genannt wurde, sind die „Exspektanten“ im Militärwesen der damaligen Zeit, in Reiten, Fechten, und in den militärischen Strategien ausgebildet worden.
Der Rupertiritter Orden bestand großteils aus 12 Rittern, wovon die 6 „Kleinkreuzherren“ nach der Ausbildung ins Feld zugehen hatten und durch das angeeignete Wissen militärische Führungsaufgaben übernahmen. Sie waren verpflichtet 12 Jahre Kriegsdienst für das „Heilige Römische Reich“ zu leisten. Die 6 „Großkreuzherren“ hatten großteils den Kriegsdienst abgeleistet und wurden, wenn Bedarf war, für die Ordensführung des Ruperti Ritterordens bestimmt bzw. wurden im Fürsterzbistum Salzburg für Verwaltungsaufgaben oder für militärische Führungsdienste vom Fürsterzbischof
eingesetzt, oder blieben im kaiserlichen Reichskontingent weiterhin im Dienst.
Der Kommandeur und Großmeister des Ordens hatte in der Landschaft des Fürsterzbistums (heute wäre es der Landtag) einen ständigen Sitz und Stimme inne (Viril-Stimme). Er residierte im Schloss Emsburg in der Hellbrunner Allee, wo noch heute sechs lebensgroße Bildnisse der Kommandeure von der Vergangenheit des Ordens im Schloss zeugen. Die feierliche Einführung des Ordens, zu dessen Errichtung die Landschaft und die Stände ihre Zustimmung gegeben hatten, wurde von Kaiser Leopold I im selben Jahr der Gründung (1701) mit einer Stiftungsurkunde besiegelt und somit in das Heilige Römische Reich eingeführt. Dieses Dokument befindet sich im Staatsarchiv in Wien.
Das Stiftungsfest fand am 15. November 1701 statt und begann um 7 Uhr morgens im Salzburger Dom. Hier wurden die 6 jüngeren Ordensanwärter zu Kleinkreuzherren ernannt und in den Ordensstand erhoben. Beim Stiftungsfest, das der Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein persönlich im Dom zelebrierte, wurde die Messkomposition von Heinrich Ignaz Franz von Bieber, die jetzt unter dem Namen „Missa Bruxelensis“ bekannt ist, uraufgeführt. Nach Vollendung dieser Zeremonien wurde in weiterer Folge das Stiftungsfest in der neu erbauten Dreifaltigkeitskirche,
unserer Ordenskirche, mit einem Pontifikalgottesdienst und viel zeremoniellem Pomp fortgesetzt. Es wurde zuerst der gewählte Ordenskommandeur und dann in Folge die 6 älteren Ordensanwärter zu Großkreuzherren ernannt und in den Ritterstand vom Erzbischof erhoben.
Nach dem Te Deum segnete der Erzbischof das Volk, ließ unter den Armen reichlich Almosen verteilen und fuhr anschließend mit seinem Gefolge und den Ordensangehörigen vom neu gestifteten Ruperti Ritterorden in die fürstliche Residenz zu einem pompösen Fest zurück. Zu diesem Fest wurde reichlich Salut mit den Kanonen geschossen.
Diese Kirche blieb in den Folgejahren die Ordenskirche und so feiern wir Rupertiritter auch heute noch unser Ordenshochfest alljährlich an diesem Ort, wozu wir seit der Ordensstiftung 1701 vom Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein verpflichtet sind. Wir Rupertiritter haben auch hier die Grablege unserer Ordenskommandeure der ersten 100 Jahre unserer Ordensgeschichte.
In der Gruft befinde sich ein kleiner Sarkophag, in dem sich das Herz unseres Ordensstifters und Erbauers dieser Kirche, Fürsterzbischof Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein befindet. Die Dreifaltigkeitskirche war und ist seit der Ordensgründung 1701 unsere geistige Heimat. Nach der Besetzung des Landes Salzburg durch die Bayern wurde 1811 der Orden von der bayrischen Regierung suspendiert, die Ordensritter wurden pensioniert und das Ordensvermögen
wurde von den Bayern eingezogen. Eine Gruppe von Ordensangehörigen beschloss in weiterer Folge, auf privater Basis die Tradition des Ruperti Ritterordens weiter zu pflegen und die Werte des Ordens zu erhalten. Dieser kleine Personenkreis ergänzte sich immer wieder aus idealistisch gesinnten Personen, und so konnte die Idee des Ordens bis in unsere Tage wachgehalten werden. Vielfältig waren die Geschicke des Landes, des Ruperti Ritterordens und der Erzbischöfe seit 1811. In den Jahren 1875 bis 1926 trat der Ruperti Ritterorden wieder nachweislich in der
Öffentlichkeit auf, wie Erinnerungsmedaillen noch heute belegen.

Heimkehr und Aufbruch:
Für diejenigen, die das Schicksal auf die Reise geschickt hat, bedarf es oftmals eines weiten Weges und vieler Jahre, ehe sie wieder in die Heimat zurückkehren dürfen. Was seit jeher für Menschen gilt lässt sich mitunter auch auf Institutionen umlegen. So bedurfte es mehr als 200 Jahre, „die Rupertiritter wurden im Zuge der Übernahme Salzburgs durch die Bayern und der Säkularisierung 1811 suspendiert“, den Orden der Rupertiritter wieder auf der historischen Basis zu restituieren damit der ORDO EQUESTRIS SANCTI RUPERTI – O.E.S.R. unter eben diesem, seinem ursprünglichen Namen in der Dreifaltigkeitskirche zum Ordenshochfest laden durfte. Das Collegium Virgilianum diente von 1702 bis 1803 als Ausbildungsstätte der angehenden Ordensoffiziere und ist nunmehr, dank des Wirkens vom vormaligen Regens Prälat Bv. Dr. Gottfried Laireiter, seit September 2016 unsere Ordensheimat. Die Hilfe und das Wohlwollen hoher geistlicher Instanzen, die Unterstützung der Stadt- und Landesverantwortlichen, das Bemühen der Ordensangehörigen, und auch Eingebung und Fügung ermöglichten es, den Ordo Equestris S. Ruperti auf historischer Basis mit kirchlichen Bezug zu restituieren und nach Salzburg zurückkehren zu lassen, als sich die Zeit dafür als reif erwies.
Unter dieser Prämisse nehmen die Rupertiritter, den Auftrag an, den Orden im Sinne der christlichen Gesinnung seiner Gründer und vorangegangenen Angehörigen weiterzuführen, weniger aber die militärische Funktion zu erfüllen, vielmehr sich in den Dienst am Mitmenschen und der Kultur zu stellen. Das, am 16. Sept. 2017 stattgefundene Ordenshochfest in der Dreifaltigkeitskirche wurde zum Anlass genommen, zum ersten Mal seit seiner Restitution ein Zeichen des Lebens in die Welt zu senden und unseren Gönnern und Helfern zu danken, die jenes ermöglicht haben. Mit einem auf eine hoffentlich lange und erfüllte Zukunft gerichteten Blick und zurückschauend auf eine beeindruckende und verpflichtende „historische Vergangenheit“ brechen wir auf!

Die kirchliche Anerkennung des OESR-Rupertiritter Ordens:
Die Gründungsunterlagen des ORDO EQUESTRIS SANCTI RUPERTI wurden für die Durchführung einer „FREIWILLIGEN“ Überprüfung durch das erzbischöfliche Metropolitan- und Diözesangericht Salzburg übergeben, um die Anerkennung und Beglaubigung des ORDO EQUESTRIS SANCTI RUPERTI durch die Erzdiözese Salzburg zu erlangen. Überprüft wurden die Darstellung unserer ergänzten Geschichte, die Trennung von der „Internationalen Ordensunion“ in Wien sowie die Restitution des ORDO EQUESTRIS SANCTI RUPERTI auf historischer Basis. Ebenfalls wurden die Ordensstatuten, das Ordensreglement, die Ordensarbeiten und unsere karitativen Aktionen überprüft.
Die Überprüfungen wurden von der Erzdiözese Salzburg, der Erzdiözese Wien mit diversen Rückfragen im Vatikan durchgeführt und dauerten von Juni 2020 bis Jänner 2023. Am 24. Jänner 2023 wurde uns das Dekret von der Erzdiözese Salzburg, unterzeichnet vom Erzbischof Dr. Franz Lackner OFM, überreicht. Es wurde zum Dank und zur Anerkennung für die von Herbert Georg Spiegelberger geleisteten Gründungsarbeiten von der Erzdiözese Salzburg der Ordenstitel „Großkomtur“ Ihm persönlich zugestanden.
Das Wirken des Ordens:

  • Die Unterstützung und Förderung von jungen Künstlerinnen und Künstlern vorrangig in der
    musikalischen Ausbildung mit dem Schwerpunkt der Kirchenmusik.
  • Unterstützung, Förderung und Durchführung der geschichtlichen Forschung betreffend den
    Ruperti Ritterorden in Salzburg anno 1701.
  • Pflege des christlichen Gedankengutes durch das Wirken im christlich abendländischen Sinn.
  • Unterstützung von Bildungs- und Sozialprojekten in Österreich und international.

Quellennachweise:
Österr. Staatsarchiv, allgemeine Urkundenreihe vom 12. 5. 1701,
„Stiftungsurkunde des Ordo Equestris Sancti Ruperti“.
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Österr. Kunsttopographie Bd. XIII „Die profanen Denkmäler der Stadt Salzburg“.
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„Das Ritterbuch des Ordo Equestris Sancti Ruperti“ von Karl Graf Ledóchowski, Studienbibliothek Salzburg.
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Gaertner Corbinian: „Geschichte und Verfassung des Jahres 1701
für den Salzburgischen Landadel errichteten militärischen
Ruperti-Ritter-Orden“.
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„Stammbuch des Ruperti-Ritter-Ordens „im Salzburger Landesarchiv.
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Roman Freiherr von Procházka: „Österr. Ordenshandbuch“.
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Dr. Günter Stierle: „Der Landständisch Salzburgische Militärische Sankt Ruperti Ritterorden“
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Salzburger Chronik vom 15. Nov. 1884 No. 262: „Die Einführung des Ruperti-Ordens“.
F. Martin: Landesgeschichte Salzburgs.
Salzburger Landesarchiv.
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von Jürg Stenzl, Ernst Hintermaier, Gerhard Walterskirchen:
Sonderdruck – Salzburger Musikgeschichte „Vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert“
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